Viele Infrastrukturprojekte werden in der Schweiz auf Ebene der Gemeinden und Städte geplant und umgesetzt. Diese Projekte zu realisieren, kann eine Herausforderung sein, vor allem wenn unterschiedliche Anspruchsgruppen einbezogen werden sollen. Das neue digitale Tool PlaNet erlaubt die syste­matische Identifikation aller relevanten Anspruchsgruppen und kann so die Planung von Infra­strukturprojekten vereinfachen, die Transparenz erhöhen und möglicherweise kostspielige Konflikte oder langwierige Verfahren vermeiden.

In der Schweiz werden unzählige umwelt- und infrastrukturbezogene Projekte in Bereichen wie Abwassermanagement, Hochwasserschutz oder Gewässervitalisierung auf der kommunalen Ebene realisiert. Bei der Planung und Umsetzung dieser Projekte sind die Gemeinden und Städte mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wie beispielsweise den zunehmenden Ansprüchen von Bund und Kantonen, vermehrte Einsprachen und Beschwerden von Bürgerinnen und Bürger, entsprechenden Gruppierungen von Interessensgemeinschaften, dem Mangel an Personal, sonstigen Ressourcenprobleme oder der rapiden technologischen Entwicklungen.

Kostenloses Tool für öffentliche Verwaltungen

Mithilfe von PlaNet können partizipative Prozesse besser geplant und umgesetzt werden und damit verbundene Risiken besser abgeschätzt werden. PlaNet steht für PLAnung und NETZwerk: Planung einerseits, weil es ein Werkzeug ist, das die Gemeinden idealerweise am Anfang eines Projektes einsetzen, um relevante Anspruchsgruppen, Projektpartnerinnen und Projektpartner aber auch mögliche kritische Stimmen zu identifizieren. Und Netzwerk andererseits, weil das Tool auf netzwerkanalytischen Methoden basiert.

PlaNet ist auf einer Webseite gratis zugänglich (planet.eawag.ch) und bietet die Möglichkeit durch ein Login jederzeit zu eigenen Projekt zurückzukehren.

Resultat der Analyse am Beispiel fiktives Beispiel eines Revitalisierungsprojektes einer Berner Gemeinde.

Stakeholder erkennen und einstufen

In sieben Schritten können Nutzerinnen und Nutzer alle relevanten Anspruchsgruppen und wichtige Informationen zu diesen Gruppen systematisch erfassen. Diese erhalten als Resultat eine Visualisierung als bekannte Einfluss-Betroffenheits-Matrix oder als Netzwerk. Die projektleitende Gemeinde befindet sich in der Mitte der Illustration und die anderen Anspruchsgruppen näher (vom Projekt betroffen) oder weiter entfernt (vom Projekt weniger betroffen).

Rote Punkte stehen für Projektgegner, grüne Punkte für Befürworter des Projektes. Grosse Punkte re­präsentieren einflussreiche Anspruchsgruppen, kleinere Punkte sind möglicherweise weniger wichtig für das Projekt. Die Art der Verbindung – durchgezogen oder gestrichelt – zeigt auf, ob schon Kontakte bestehen; und die Breite der Verbindung steht für die Intensität der Zusammenarbeit, wie sie im Projekt geplant ist.

Unterstützung im Mitwirkungsprozess

Durch PlaNet können Anspruchsgruppen systematisch in den Planungsprozess integriert werden. Sie ersetzen aber keineswegs den eigentlichen partizipativen Prozess, d.h. die Integration sowie den analogen Austausch zwischen den Gemeinden und ihren Anspruchsgruppen. Dennoch wurde von den bisherigen Nutzerinnen und Nutzer betont, dass ein Tool wie PlaNet hilft, schon bei der Planung an unterschiedlichste Akteure und ihre potenziellen Einwände und Meinungen zu denken. So kann frühzeitig ein Konfliktpotenzial erkannt werden.

PlaNet dient also als Grundlage für die Gestaltung partizipativer Prozesse und bietet Gewähr für Bewilligungsbehörden, dass vonseiten der Gemeinden alle relevanten Fachstellen einbezogen werden. So können zum Beispiel in einem zweiten Schritt die erkannten Stakeholder über die digitale Gesamtlösung «E-Mitwirkung» einbezogen werden.

Weltweit führendes Wasserforschungsinstitut steht hinter dem Tool

Die Eawag ist ein Forschungsinstitut im ETH-Bereich. Dieser umfasst die Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETH Zürich und EPF Lausanne sowie die vier Forschungsinstitutionen PSI, WSL, Empa und Eawag. Sie ist eines der weltweit führenden Wasserforschungsinstitute. Mit ihrer fachlichen Vielfalt, engen Partnerschaften mit der Praxis und einem internationalen Netzwerk bietet sie ein ausgezeichnetes Umfeld um den Lebensraum und die Ressource Wasser umfassend zu verstehen, Probleme frühzeitig aufzuzeigen und breit akzeptierte Lösungen zu entwickeln.

Die Forschungsgruppe «Policy Analysis and Environmental Governance» der Eawag und der Universität Bern forscht über umweltpolitische Prozesse und Netzwerke. Weitere Informationen finden Sie unter www.eawag.ch.

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