Civic Tech: Die Technologie im Dienste der Gesellschaft?
Mit dem Pop-Up House of Switzerland bringt die Schweizer Botschaft die Schweiz nach Deutschland. Die Location inmitten der Stadt Stuttgart lädt die Öffentlichkeit ein, in inspirierende Themen wie Swissness, Politik und Gesellschaft einzutauchen. Mit dabei war auch das Thema «Civic Tech», also die Nutzung von digitalen Technologien, um die Beteiligung und das Engagement von Bürgerinnen und Bürger am Staat zu ermöglichen.
Im Rahmen eines Podiumsgespräch diskutierten Expertinnen und Experten aus dem Civic-Tech Umfeld zur Fragestellung «Civic Tech: Die Technologie im Dienste der Gesellschaft?». Mit dabei waren unter anderem Pascale Bruderer, ehemalige Nationalratspräsidentin und Verwaltungsrätin von Crossiety, Stefan Metzger, Chief Digital Officer der Stadt Luzern und Miro Hegnauer, Gründer und CEO der Konova AG, welcher mit der E-Mitwirkung eine in der Schweiz weit verbreitete Partizipationsplattform anbietet.
Erfolgsrezepte für Civic Tech
Folgend haben wir vier Erkenntnisse aus der einstündigen Podiumsdiskussion festgehalten.
Wie gelingt Civic Tech? Und wo liegen die Herausforderungen?
#1 Bürgeraktivierung als Schlüsselfaktor
Civic Tech Angebote bringen keinen Mehrwert, wenn diese in der Bevölkerung nicht bekannt sind. Die Aktivierung der Bevölkerung stellt einen wichtigen Erfolgsfaktor dar. Erfolgserprobte Massnahmen sind die begleitende Off- und Online Kommunikation sowie die Präsenz an physischen Orten (z.B. Workshops, Schulen, etc.). Die Aktivierung soll dabei auf die Altersgruppen und die Bedürfnisse der jeweiligen Personen abgestimmt werden.
#2 Partizipation bedeutet Mehraufwand! Wirklich?
Ein partizipatives Vorhaben ist immer auch mit Aufwand verbunden. Wird ein partizipativer Prozess jedoch intelligent aufgesetzt, hält sich der Aufwand stark in Grenzen. Unterstützen können hier digitale Plattform, die nicht nur auf Dialog, sondern auch auf Verwaltungseffizienz fokussiert sind. Ein Beispiel hierzu ist die digitale Plattform «E-Mitwirkung», welche viele manuelle Schritte von partizipativen Vorhaben automatisiert und erleichtert. Nicht zu vergessen: Partizipation hilft, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen und erspart in einem Vorhaben häufig Akzeptanzprobleme oder Missverständnisse, was die Vorhabensumsetzung gesamtheitlich stark effizienter und kostengünstiger macht.
#3 Das Rad nicht neu erfinden
Abhängig von den Zielsetzungen bei Civic Tech gibt es bereits zahlreiche Plattformen und Lösungen, welche zeitnah aufgesetzt werden können. Für Verwaltungen ist es sinnvoll, auf standardisierte Lösungen zu setzen, anstatt Eigenentwicklungen anzustreben oder kostspielige Implementationen von Internationalen Lösungen durchzuführen. Der Vorteil: Standardlösungen bieten eine bestehende Entwicklungscommunity, welche sicherstellt, dass die Lösung immer weiterentwickelt und dadurch intelligenter wird. Hierbei ist es aber wichtig, dass die Community die lokalen Bedürfnisse wie Sprache, Kultur und Prozesse berücksichtigt.
Die Konova AG als Anbieterin der Lösung «E-Mitwirkung» pflegt beispielsweise eine aktive Kunden-Community, bestehend aus den über 80 Verwaltungen sowie einem Ökosystem. Darin werden Anforderungen gesammelt, Erfahrungen ausgetauscht und die Weiterentwicklung der Lösung koordiniert. So wird sichergestellt, das die Lösung den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.
#4 Open Government Data führt zu mehr Wissen
(Digitale) Partizipationsprozesse bauen auf vorhandenen Informationen auf, generieren aber auch eine hohe Anzahl von neuem Wissen. Sowohl für die Wissensnutzung als auch für die Wissensgenerierung ist das Thema Open Data relevant, also die Bereitstellung von offenen und strukturierten Datenquellen. Hierzu braucht es eine übergreifende Open Data Strategie, Prozesse und Tools zur Bewirtschaftung der Daten. In der Schweiz gibt es dafür z.B. die Plattform «opendata.swiss», welche öffentlich verfügbare Datensätze sichtbar macht.