Ein neuer wissenschaftlicher Artikel der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) beleuchtet die Vor- und Nachteile der digitalen Partizipation gegenüber der analogen Partizipation. Die digitale Mitwirkung zeigt dabei klare Stärken auf.

Durch partizipative Prozesse wird es Verwaltungen ermöglicht, Anspruchsgruppen in Entscheidungsfindungsprozesse einzubeziehen. Verwaltungen können so frühzeitig die Akzeptanz zu Vorhaben messen, Expertenwissen einholen und die Transparenz im politischen Prozess erhöhen. Die Durchführung partizipativer Prozesse kann dabei in unterschiedlichen Formaten und über unterschiedliche Kanäle erfolgen. Aufgrund der Digitalisierung und den damit verbundenen Vorteilen wie Zeit- und Standortunabhängigkeit, Effizienzvorteilen und Kostenersparnis, wird neben analogen Partizipationsmethoden (wie z.B. Bürgerworkshops) vermehrt auf digitale Partizipation, sogenannte E-Partizipation gesetzt.

Analog oder digital – Vergleich anhand von strukturierten Kriterien

Bei der Wahl des Partizipationskanals kommt häufig die Frage auf, ob E-Partizipation mit analogen Partizipationsformaten mithalten kann und worin die Vor- und Nachteile der digitalen Bürgerbeteiligung liegen. Mit dem neuen Artikel «Partizipation im digitalen Staat: Möglichkeiten und Bedeutung digitaler und analoger Partizipationsinstrumente im Vergleich» der ZHAW, veröffentlicht im «Yearbook of Swiss Administrative Sciences 2020», hat sich die Wissenschaft dieser spannenden Fragestellung angenommen. Anhand von verschiedenen Kriterien prüfte sie unterschiedliche Partizipationsformate wie Bürgerhaushalt, Bürgerpanel, Open Space Konferenz oder eine öffentliche Agenda und stellte ihr die analoge und digitale Partizipation gegenüber. Die Bewertung erfolgte anhand von zehn Kriterien, aufgeteilt in Prozesskriterien und Ergebnis-Kriterien.

Bewertungskriterien für den Vergleich von Partizipationskanälen. Darstellung: Konova AG, basierend auf https://www.ssas-yearbook.com/articles/10.5334/ssas.141/

Geringe Unterschiede, digitale Partizipation mit zusätzlichen Mehrwerten

Die Resultate aus der Bewertung zeigen, dass sich die E-Partizipation bezüglich der Kriterienbewertung nicht grundsätzlich von der analogen Partizipation unterscheidet. Während die digitale Partizipation bei den Prozesskriterien (Zugänglichkeit, Zeitaufwand, Kosten zur Bereitstellung) besser abschneidet, zeigt die analoge Partizipation bei den Kriterien «Argumentationsmöglichkeit» sowie «Aktivierungspotential» ihre Stärken auf. Gesamtheitlich betrachtet ist die digitale Partizipation der analogen Partizipation überlegen.

Gegenüberstellung der digitalen und analogen Varianten der Partizipationsinstrumente. Quelle: https://www.ssas-yearbook.com/articles/10.5334/ssas.141/


Praxiserfahrungen mit der E-Mitwirkung

Als führende Anbieterin von E-Partizipationslösungen in der Schweiz teilt die Konova AG die gewonnen Erkenntnisse aus dem Vergleich. Diese sind mehrheitlich deckungsgleich mit den Praxiserfahrungen aus zahlreichen E-Partizipationsprojekten, welche die Konova AG durchführte. Durch die strukturierte Erhebung und Auswertung sowie die digitale Kommunikation kann der Mitwirkungsprozess sehr effizient aufgesetzt und die Nachbearbeitung effektiv umgesetzt werden. Folglich sind die Kosten- und Zeitaufwände im Vergleich zur analogen Partizipation in der Regel geringer. Durch die digitale Bereitstellung kann die Zielgruppe orts- und zeitunabhängig partizipieren, was die Inklusion stark erhöht.

Beim Kriterium «Aktivierungspotential» wurde in der Praxis festgestellt, dass dies bei digitalen Partizipationsvorhaben stark von der vorgelagerten Kommunikation abhängt. Für den Erfolg einer digitalen Mitwirkung ist somit die zielgruppenausgerichtete Begleitkommunikation auf verschiedenen Online- und Offlinekanälen äusserst wichtig. Die Konova AG stellt hierzu beispielsweise einen Kommunikationsleitfaden und ein Basis-Kommunikationspaket mit Best-Practice Ansätzen und Vorlagen zur Verfügung, welche die Aktivierung von Zielgruppen stark unterstützen kann. Die Erfahrungen dazu sind sehr positiv und zeigen eine erkennbare Wirkung.

Die begleitende Online und Offline Kommunikation ist für die Aktivierung und den Erfolg der E-Partizipation massgebend.

Christian Hacker
Kommunikationsexperte, Agentur «die Botschafter»
Christian Hacker

Wie stark eine Diskussion online geführt werden kann und somit die Argumentationsmöglichkeit gegeben ist, hängt stark von den eingesetzten Modulen und vom Prozessdesign der E-Partizipation ab. Mit dem neuen Modul «E-Partizipation» bietet die E-Mitwirkung beispielsweise eine Zusatzfunktion an, bei der verschiedene Vorschläge bewertet, kommentiert und partizipativ erarbeitet werden können. Ebenfalls können Pro- und Kontraargumente kollaborativ erfasst und einander gegenübergestellt werden. All diese Module helfen, einen qualitativen Dialog auch in einem virtuellen Raum zu ermöglichen und somit die Argumentationsmöglichkeit zu steigern.

Auf dem Ideenboard der E-Mitwirkung kann die Bevölkerung Ideen einbringen, bewerten und kommentieren.

Ergänzung statt Konkurrenz

Gemeinsam mit den Ökosystem-Partner wird beim Einsatz der E-Mitwirkung angestrebt, Online- und Offlinekanäle zu kombinieren und so die gegenseitige Ergänzung aus den zwei Welten zu schaffen. Gerade bei der Erstaktivierung sind Offline-Formate wie z.B. ein World-Café oder eine Informationsveranstaltungen als Auftakt empfehlenswert und sorgen für eine erfolgreiche digitale Mitwirkung. Die Publikation der ZHAW zeigt aber, entgegen vielen Meinungen, klar auf: Digitale Partizipation muss sich gegenüber der Offline-Partizipation nicht verstecken und schafft klare Mehrwerte.

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